Seit mehr als hundert Jahren werden in Emmenbrücke synthetische Garne produziert. Die Firma Monosuisse ist Teil dieses industriellen Erbes. Sie produziert noch heute äusserst erfolgreich in der Viscoistadt monofile Garne. Mehr als 50 Mieterinnen und Mieter erhielten am 11. Mai einen Einblick hinter die Kulissen und sahen ein paar gut gehütete Fabrikationsgeheimnisse.
Heute steht die Viscosistadt in der Öffentlichkeit für grosse Bauprojekte, den Zuzug der Hochschule, für Kultur und Bildung sowie für kleinere Unternehmen aus verschiedensten Branchen, die sich dort angesiedelt haben. Doch auch die industriellen Wurzeln des Areals sind noch immer sehr lebendig. Denn mit der Firma Monosuisse als direkte Nachfolgerin der Viscosuisse AG lebt die Geschichte als Produktionsstandort von synthetischen Garnen weiter. Mitte Mai erhielten die Mitglieder des Netzwerk-Viscosistadt einen Einblick hinter die Fassaden dieses Unternehmens.
Monosuisse stellt auf den verschiedenen Etagen in ihrem Gebäude am Haupteingang zur Viscosistadt hochpräzise Monofilamente her, die zum Beispiel für Siebdruck, Filtration, Geflechte, Transportbänder, Papiermaschinensiebe sowie Fäden die für Spezialanwendungen eingesetzt werden. Die höchst präzisen Monofilamente, sprich Endlos-Einzelfäden, sind meist dünner oder gleich dick wie ein menschliches Haar und so wiegen z. B. 10 km Fadenlänge nicht mehr als 13 Gramm. Die Monosuisse ist in diesem Bereich weltweit führend mit einem Marktanteil von über 50 Prozent. Insgesamt beschäftigt das Unternehmen in der Schweiz, Polen, Italien und Rumänienüber 420 Mitarbeitende. Bei der Führung durch die Produktionshallen erzählten Geschäftsführer Werner Häller und seine Kollegen nicht nur zahlreiche Anekdoten von früher, sie machen auch klar, dass hinter den Maschinen für die Produktion viel Know-How steckt, das geheim bleiben muss. Somit war während des ganzen Rundgangs das Fotografieren verboten.
Alain Homberger, Geschäftsführer der Viscosistadt AG ging in seiner Einführung kurz auf die Geschichte des Standorts ein. Bis in die achtziger Jahre war die damalige Viscosuisse einer der wichtigsten Arbeitgeber in der Region und beschäftige rund 3000 Personen. Nach der Stilllegung der letzten Viscose-Produktionsanlagen 1980, entwickelte sich das Unternehmen zu einem führenden Produzenten von Polyamid- und Polyestergarnen. Im Jahre 2008 ging die Firma Nexis Fibers, die das Geschäft kurzzeitig übernommen hatte, in Nachlassliquidation. In die Lücke sprang das Ostschweizer Industrieunternehmen Sefar, einer der wichtigsten Kunden für monofile Garne aus Emmenbrücke und Weltmarktführer in technischen Präzisionsgeweben. Sefar kaufte das Monofil-Geschäft und rettete damit mehr als 150 Arbeitsplätze und mehr als 20 Lehrstellen. Das Ostschweizer Familienunternehmen übernahm ab 2009 die Verantwortung für den Produktionsbetrieb und das gesamte Betriebsareal im Emmenfeld.
Der Apéro auf der Terrasse des Monosuissegebäudes im Anschluss an die Führung bot den Mieterinnen und Mietern die Möglichkeit, ungezwungen miteinander ins Gespräch zu kommen.